Warum gibt es eine Fußstation im Diabeteszentrum?
22.04.2021
Diabetes mellitus kann bei unzureichender Behandlung zu akuten Stoffwechselentgleisungen (Hypoglykämien, Ketoazidosen) als auch zu chronische Folgeerkrankungen (Angiopathie, Polyneuropathie, Nephropathie, Retinopathie) führen. Eine sehr spezielle Form der Folgeerkrankungen ist das Diabetische Fußsyndrom (DFS). Hier können sich sowohl akute Komplikationen als auch die ganze Bandbreite der chronischen Veränderungen in unterschiedlicher Ausprägung überlagern. Dies macht die Behandlung komplex und erklärt die hohe Komplikationsrate. Sehr häufig führt ein DFS bei Diabetikern zur Amputation von Teilen des Fußes oder gar der ganzen Extremität. Vor noch nicht allzu langer Zeit war es gängige Praxis, großzügig betroffene Teile der Extremität zu entfernen. Fast die Hälfte der Amputationen wurde oberhalb des Sprunggelenkes durchgeführt. Die betroffenen Patienten wurden so nicht nur in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt, in Studien konnte sogar eine deutlich erhöhte Sterblichkeit gesehen werden. Auch heute noch werden in Deutschland etwa 40.000 bis 50.000 Amputationen im Jahr durchgeführt. Durch Fortschritte in der Medizin konnte die Anzahl der hohen Amputationen (Majoramputationen) von 45 % auf etwa 3 % gesenkt werden. Leider aber nicht flächendeckend. Man findet groß Unterschiede, ob Patienten in spezialisierten Zentren behandelt werden oder in der Regelversorgung. Warum ist das so? Man kann sich das Bild einer Kette vorstellen, in der das schwächste Glied die Stärke bestimmt. Die beste akute Blutzuckereinstellung nützt allein ebenso wenig, wie beispielsweise die beste operative Maßnahme ohne Beachtung der Begleitumstände. Ärzte müssen zusätzlich eine begleitende Infektion, die Nierenfunktion oder die kardiovaskulären Erkrankungen abschätzen und behandeln. Doch auch das reicht allein nicht aus. Ärzte sollten sich auch um die Nachsorge und Rezidivprophylaxe kümmern. Um diese komplexe Situation zu beherrschen, ist Teamarbeit einer Vielzahl von Spezialisten notwendig. Dazu gehört neben dem Diabetologen der Angiologe, der Nephrologe, der Fußchirurg/Orthopäde, der Radiologe, der Wundmanager, der Orthopädietechniker / Schuhmacher, der Podologe, der Psychologe, der Sozialarbeiter ... Es wird schnell klar, dass im Krankenhaus dazu einespezielle Struktur vorhanden sein sollte. Eine Diabetische Fußstation!